Digital Detox: Wie die Deutschen abschalten

Smartphone, Tablet, Laptop: Für viele Deutsche ist die Digitalisierung eine Hilfe, kleine und große Dinge im Alltag zu meistern. Doch bereiten die ständige Erreichbarkeit und die Beschleunigung auch Stress – so beschreibt es Tanja Seiter. Sie ist Mitglied im Forscherkreis der GIK, die zum Thema die b4p-Trendstudie „Digital Detox“ veröffentlicht hat (https://gik.media/b4p-trends/). Interessant: Viele User wollen auf ihr Handy auch mal bewusst verzichten.

Frau Seiter, in einer aktuellen b4p-Trendstudie steht „Digital Detox“ im Fokus. Dabei wird auch der Konsum über digitale Endgeräte ins Visier genommen. Wie wichtig ist den Deutschen eigentlich ihr Handy? 

Tanja Seiter: Mit 66 Prozent haben zwei Drittel der Deutschen ein Smartphone, immerhin ein Fünftel nutzt weiterhin reine Mobiltelefone. Sehr interessant dabei ist: Es gibt inzwischen mehr Menschen, die ein Smartphone haben, als solche, die ein Sparkonto besitzen.

Die Studie zeigt, dass die Bereitschaft da ist, das Handy auch einmal beiseite zu legen. Gibt es dabei Unterschiede in den Altersgruppen?

Seiter: Die generelle Absicht wenigstens ein paar Stunden auf das Handy zu verzichten, ist bei den Altersgruppen relativ ähnlich. So haben 78 Prozent der 14- bis 29-Jährigen, 79 Prozent der 30-  bis 49-Jährigen und 81 Prozent der über 50-Jährigen schon mal den Versuch gestartet, auf das Handy zu verzichten oder möchten das noch tun.

Seit einiger Zeit macht der Begriff „Fear of Missing out“ (FOMO) die Runde, die Angst etwas zu verpassen und nicht mehr auf dem Laufenden zu bleiben. Diese Angst scheint unmittelbar verknüpft mit der Mobile-Affinität von Konsumenten zu sein, und der gestiegenen Interaktion in sozialen Netzwerken. Wer ist hiervon besonders betroffen?

Seiter: Vor allem Jugendliche. Mit 29 Prozent haben sie deutlich häufiger Angst etwas zu verpassen, als ältere Personen. Bei 30- bis 49-Jährigen sind es 15 Prozent, bei den über 50-Jährigen sind es nur neun Prozent. Da passt es ins Bild, dass 78 Prozent der 14- bis 29-Jährigen ihr mobiles Endgerät immer bei sich tragen. Haben sie es mal nicht bei sich, fühlen sich 44 Prozent sogar unwohl. Das zeigt auch der unmittelbare Konsum von SMS oder WhatsApp-Nachrichten: Sobald eine Botschaft aufs Handy kommt, wird sie von  69 Prozent der Jüngeren in der Regel sofort gelesen. Die Älteren haben dagegen weniger Sorge, wenn sie ihr Handy mal nicht bei sich haben. Und sie antworten auch nicht immer sofort auf Nachrichten.

Wie schalten die Befragten am besten ab?

Seiter: Mehr als 90 Prozent der Deutschen fühlen sich in ihrem Alltag mehr oder weniger gestresst. Am besten relaxen sie beim Hören von Musik und das über alle Altersgruppen hinweg. Das Treffen mit Freunden hilft mit 64 Prozent vor allem den Jugendlichen dabei, sich zu erholen. Gut die Hälfte der 30- bis 49-Jährigen bevorzugt die Natur, um den stressigen Alltag hinter sich zu lassen. Und medial offline zu gehen entspannt die Deutschen insgesamt – unter anderem zum Beispiel mit Lesen (47%).

Wie helfen Printmedien dabei Stress zu reduzieren? 

Seiter: Gedruckte Medien sorgen in einer zunehmend digitalen Welt für Entspannung und Entschleunigung. Kein Zappen, keine Klicks oder Pop-Ups, die den Lesefluss unterbrechen. Der Hirnforscher Hans-Georg Häusel nennt den Konsum von Print „Flanier-Modus“ – der stellt sich auch beim Spaziergengehen oder Shoppen ein. Diese entspannte Nutzungssituation wirkt sich auf die Rezeption von Inhalten – aber auch von Anzeigen – positiv aus. Bei digitalen Medien ist das Gegenteil der Fall: Sobald man ein mobiles Gerät in die Hand nimmt, befindet sich das Gehirn im sogenannten „Ziel-Modus“. Der User will relativ schnell ein Ziel erreichen, indem er seine Informationen in der Unendlichkeit des Internets sucht.
Das erzeugt eine Art von Stress.

Wie nutzen Verlage diese Erkenntnis?

Ein gedrucktes Produkt wie eine Zeitschrift ist an sich schon ein fertiges Gesamtkunstwerk. Sie hat einen Anfang und ein Ende – und sie lädt zum Flanieren und multisensorischem Erleben ein. Dieses stressreduzierende Moment greifen die Verlage verstärkt auf: Mit „Flow“, „Ma Vie“ und „Happinez“ zum Beispiel sind Entschleunigungsmagazine auf dem Markt, die beim Leser sehr gut ankommen.  Mit hochwertiger Papierart, kleinen Heften oder Karten zum Sammeln, sowie verspielten Layouts und Illustrationen sorgen sie für haptische Momente – und vor allem für ganz viel Inspiration.

So meistern die Deutschen Stress: Weitere Informationen zur b4p trends-Studie rund um „Digital Detox“ finden Sie hier (https://gik.media/b4p-trends/).